Warum ein Frauenhaus
Frank Isfort am 23. Februar 2015

Da wir hauptsächlich alleinstehende Frauen mit vielen Kindern unterstützen, sind wir natürlich mit deren Problemen und Nöten gut vertraut und versuchen auch dort zu helfen.
In den Jahren, die wir jetzt schon in Agus Frías sind, haben wir festgestellt, dass ein Frauenhaus von Nöten ist und von den Müttern auch gewünscht wird. Das wird aber andere Funktionen haben als die uns gewohnten Häuser in Deutschland.
In Ecuador leben sehr viele alleinstehende Mütter, gerade in den ländlichen Gebieten. Da die Männer so gut wie nie Alimente zahlen, ist die Not bei den Müttern auch oft sehr groß.
Viele wohnen noch bei ihrer Mutter oder sind wieder zu ihr zurück gezogen. Einige wohnen auch auf größeren Farmen und arbeiten dort für Kost und Unterkunft.
Wenn dann die Farmen verkauft werden, oder Probleme mit den Eigentümern aufkommen, was recht häufig geschieht, stehen die Mütter mit ihren Kindern auf der Straße.
In der Regenzeit kann es schon mal vorkommen, dass Hütten unbewohnbar werden, oder durch Erdrutsche einstürzen.
Da mit Gas gekocht wird, gibt es ab und zu auch Unfälle und Feuer. Wohin dann auf die Schnelle?
Da die Wohnverhältnisse meist sehr beengt sind, ist es für viele Mütter unmöglich Besuch von Verwandtschaft zu bekommen.
Kinder bekommen Kinder. 15 jährige Mütter sind schon fast normal in ländlichen Gebieten. Ich betreue gerade Genesis, ein 13 jähriges Mädchen das Mutter geworden ist, und habe die Patenschaft für das Baby übernommen. Für die jungen Mütter ist es wichtig, sich bei den engen Wohnverhältnissen, auch einmal für kurze Zeit zurückziehen zu können.
gedemütigt – geschlagen – missbraucht
Gerade in den ländlichen Regionen, wie auch Aguas Frías eine ist, gibt es viel Gewalt gegen Frauen. In solchen Fällen haben wir einigen Frauen mit ihren Kindern auch schon zur Flucht verholfen und sie zur Verwandtschaft in andere Städte gebracht. Sie brauchen einen Ort der Sicherheit!
Mädchen und Frauen werden in vielen Entwicklungs-ländern, wie auch in Ecuador, häufig Opfer von Gewalt und Diskriminierung. Zu Hause müssen sie mit ansehen, wie ihre Mütter oft geschlagen werden oder sind selber Gewalt ausgesetzt. Die Hälfte aller sexuellen Übergriffe betrifft Mädchen unter 15 Jahren.
Wie sollen sie später ihren Kindern, die sie zum Teil ungewollt und viel zu früh bekommen haben, beschützen und eine gewaltfreie Kindheit bieten können? Oder werden die Töchter dasselbe erleben müssen wie ihre Mütter? Recht auf ein gewaltfreies Leben wird Mädchen somit in vielen Lebensbereichen genommen.
In den Schulen erfahren Mädchen oft Gewalt durch Mitschüler in den Pausen. Selbst Lehrer setzen Mädchen unter Druck, sonst bekommen sie schlechte Noten oder werden ignoriert.
Die Mütter haben Angst, ihre Töchter könnten auf dem langen und oft abgelegenen Schulweg missbraucht werden und erlauben ihnen deshalb häufig nicht, ihre Schulbildung fortzusetzen. Gewalt an Schulen führt meist dazu, dass Mädchen die Schule abbrechen.
Ihnen wird so die Perspektive auf ein selbstbestimmtes und besseres Leben genommen. Helfen Sie mit, diesen Kreislauf der Gewalt zu stoppen. Kindheit darf nicht weh tun!