Gruppenbild Aguas Frías Mädchen springt davon zuversichtlich in die Zukunft Gruppenbild Aguas Frías Mädchen mit Huhn

Blog aus Ecuador

Krankenversorgung auf dem Land

Frank Isfort am 13. März 2014

KrankenwagenYaritzaYaritza

Gibt es nicht. Keinen Arzt. Keinen Krankentransport.

In meiner ganzen Zeit in Aguas Frías habe ich erst einmal einen Krankenwagen hier gesehen. Dafür etliche Schwerkranke und Verletzte, die in vollen Pickups und Rancheras zum Krankenhaus gefahren wurden. Als ich mir die Schnittwunde am Fuß zugezogen hatte, musste ich noch die Nacht überbrücken. Morgens um sechs Uhr fuhr ich dann mit dem ersten Ranchera zum Nähen ins Krankenhaus.

Der Grund für diesen Artikel ist ein sechsjähriges Mädchen, was sich morgens bei einem Küchenunfall mit heißem Öl übergossen hatte. Sie stand mit ihrer Mutter an der Piste und hat auf ein Auto gewartet. Der Pickup der dann kam, war natürlich voll und auf dem Beifahrersitz saß eine fette Alte, die dem verletzten Kind den Platz nicht überlassen wollte. Er stehe ihr zu, sie gehöre einer besseren Familie an. Hätte nicht viel gefehlt und die bessere Familie hätte ein Mitglied weniger gehabt. So eine Ignoranz und Härte macht mich wahnsinnig wütend. Das ist auch so ein Beispiel des harten Lebens, der harten Gesellschaft und der Rücksichtslosigkeit hier in Ecuador.

Bevor ich eine Dummheit begehen konnte, kam zum Glück ein Motorradtaxi entgegen, das ich dann angehalten habe. So kam das Mädchen doch noch sicher ins Krankenhaus. Sie war unwahrscheinlich tapfer, doch man sah ihr an, dass sie große Schmerzen hatte. Mir dagegen standen die Tränen in den Augen. Da ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie gut und sicher wir doch in Deutschland leben und wie gut und schnell der ärztliche Notdienst funktioniert. Die Überlebenschancen sind in Deutschland wesentlich höher.

Krankenwagen

Nachtrag

Zwei Tage nach dem ich diesen Artikel geschrieben hatte, fuhr ein Krankenwagen an unserer Sonnenschule vorbei und hielt an dem Haus des sechsjährigen Mädchens. Sie wird jetzt jeden Tag abgeholt, im Krankenhaus behandelt und wieder zurück nach Aguas Frías gebracht. Ich habe mich riesig darüber gefreut und für die tapfere Kleine. Die Anstrengungen der Regierung zur Verbesserung der Lebensqualität tragen jetzt auch auf dem Land Früchte.

Die Krankenwagencrew hat mir noch erzählt, dass sie schon einmal wegen einer Tätlichkeit in Aguas Frías waren. Nachbarn haben mir dann lachend erzählt, dass die Streithähne jedoch blutend und verletzt beim Anblick der Blaulichter geflüchtet sind, weil sie meinten, es wäre die Polizei.

Die Kinder waren außes Rand und Band, sind dem Krankenwagen schreiend hinterher gelaufen und auch die Nachbarn standen alle auf der Straße. Ein Schauspiel mal live erleben.

Der Abschluss gehört dem kleinen Mädchen Yaritza. Ich habe ihr einen großen Teddy und Malsachen gekauft und sie zu Hause damit überrascht. Sie hat nicht mehr so große Schmerzen und konnte mich sogar wieder anlächeln. Allerdings wird sie viele Narben zurückbehalten. Ich bin immer noch beeindruckt wie ruhig Yaritza mit den riesigen Schmerzen umgegangen ist. Kleinere Verbrennungen hatte ja jeder von uns mal gehabt und die tun richtig weh.

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