Erdbeben am 16. April
Frank Isfort am 18. April 2016








Zuerst einmal, es geht uns allen gut. Nichts passiert, nichts kaputt, nichts verloren und nichts dazu gekommen.
Ich lag gerade im Büro auf dem Boden und habe meine Rückenübungen gemacht, als plötzlich die Sonnenschule anfing zu wackeln. Oh ja, ein Erdbeben. Schon öfter erlebt. Dann wurde die Wackelei aber immer heftiger und so bin ich schnell raus gesprungen. Sicher ist sicher. Das ist gar nicht so einfach wenn alles wackelt! Dann stand ich da in Unterhose und konnte es nicht fassen wie sich die Sonnenschule und der Boden bewegten. Ich dachte nur, unglaublich wie viel die Sonnenschule aushält. Hoffentlich passiert nichts!!! Die Stromleitungen schwangen wild hin und her und ich dachte, wie lange halten die das wohl aus. Im selben Moment kam auch schon die Antwort, denn der Herr nahm uns das Licht.
Von den Erdbeben die ich bis jetzt in Ecuador miterlebt habe, war das gestrige mit Stärke 7,8 mit Abstand am stärksten. Es hat mit über zwei Minuten auch sehr lange gedauert. Der Boden hat sich nur langsam wieder beruhigt und das laufen danach sah so aus, als ob man nach einem Wochenende Segeltörn die ersten Schritte wieder auf dem Land macht. In der Nacht hat es noch über 70 Nachbeben gegeben, doch ich habe nur zwei Mal einige Stöße gespürt und jetzt ist erst einmal Ruhe.
Vor der Schule haben sich die Nachbarstöchter mit Freundinnen unterhalten. Die kamen schreiend angelaufen und haben sich um mich gescharrt. Es kamen noch zwei andere Nachbarn und der kleine Rudi angelaufen, sowie man das laufen nennen konnte bei dem Beben. Das sah aus, als ob sie volltrunken gewesen wären. Es ist schon ein komisches Gefühl wenn der Boden so wackelt. Noch komischer muss es ausgesehen haben, wie ich in Unterhose und T-Shirt am Zaun stand, mich daran festgehalten habe und eine Horde 14, 15 jähriger Mädchen sich um mich scharrte und Schutz suchte. Einige heulten und alle schauten ziemlich ängstlich drein. In so Situationen bin ich total klar im Kopf und überlegte schon, was man in Situationen die kommen könnten machen sollte. Im Nachhinein, als ich die Bilder und Berichte sah, wurde es mir aber etwas mulmig und ich war froh, dass bei uns nichts passiert war.
Es kamen kurze Zeit später einige übervolle Pickups mit Leuten an. Ich dachte mir, Pech gehabt, ohne Strom keine Party. Als es dann immer mehr wurden, habe ich mal nachgefragt. Die Leute sind vor einem möglichen Tsunami geflohen.
Wir hatten sehr großes Glück, denn unsere Region ist vom Beben weitestgehend verschont worden. In Aguas Frías und Atacames sind bis auf einige umgestürzten Mauern, ein kaputtes Haus und ein schiefes 5 stöckiges Hotel kaum etwas kaputt gegangen, was man von Muisne und Pedernales, wo das Epizentrum lag nicht behaupten kann. Da soll die Hälfte der Häuser kaputt sein. Den Süden der Küste von Ecuador hat es mehr erwischt und selbst in Quito sollen über 20 Häuser eingestürzt sein – auch nur im Süden der Stadt.
Dazu kommt noch, dass viele Straßen nicht mehr benutzbar sind und dadurch einige Regionen kaum zu erreichen sind. Warum bei uns so wenig passiert ist, obwohl wir sehr nahe am Epizentrum liegen, ist mir ein Rätzel. Werde ich aber noch lösen.
Am Sonntag war auch in der ganzen Stadt Atacames kaum was los. Selbst am Strand waren so gut wie alle Bars und Restaurants geschlossen. Daran merkt man schon, dass die Angst und Erleichterung, dass hier nicht mehr passiert ist, sehr groß war.