Gruppenbild Aguas Frías Unterrichtsort Frau in der Küche spielende Kinder im Hof Unterrichtsort mit interessiertem Kalb

Blog aus Ecuador

Der Beruf Fischer

Frank Isfort am 12. Mai 2011

Fischer

Der alte Mann und das Meer. Diese Nostalgie ist hier an der Küste nicht anzutreffen. Für Fotojäger sind die Fischerdörfer, mit ihren malerischen Idyllen und den Netzeflickern, jedoch ein El Dorado. Doch der Fischerberuf ist einer der härtesten Jobs die es hier gibt. Da ich das letzte Jahr immer am Strand gewohnt habe und gerade hier in Súa viel mit Fischern zusammen bin, möchte ich doch etwas über den Beruf Fischer schreiben.

FischerWer ein eigenes Boot hat, hat auch meist ein gesichertes Einkommen. Wer allerdings darauf angewiesen ist bei anderen Fischern zu arbeiten, wird schlecht bezahlt und je nach Fang, nur mit einem Eimer Fische nach Hause geschickt. Die muß er dann selber verkaufen – wenn er Geld haben will. Durch die grelle Sonne hier am Äquartor und die Lichtbrechung der Wellen, haben viele Fischer Augenprobleme.

FischerGroße Fischereiflotten hat Ecuador nicht. Wenn man aber die unzähligen kleinen Fischerkähne und Einbäume zusammenzählt, die in Strandnähe ihre Fische fangen, kommt man allein in der Provinz Esmeraldas, auf etliche tausend Kähne. Dazu kommen noch die Strandfischer, die ihre Netze im weiten Bogen im Meer auslegen und an Seilen dann auf den Strand ziehen. Je nach Jahreszeit sind dann mehr Blätter als Fische drin. Der andere Beifang wie Schildkröten und Fische die genießbar sind, aber hier nicht gegessen werden oder Babyfische, werden getötet und einfach am Strand für die Vögel liegen gelassen. Rücksichtslos wird alles raus geholt was man bekommen kann. Wie soll eine Art überleben, wenn die Babys gefangen werden und kaum Nachwuchs entsteht? Langusten gab es vor zwei Jahren noch massenweise, heute gibt es z.B. zwischen Muisne und Esmeraldas keine mehr. Die Forschungs-Gruppe Instituto NAZKA aus Argentinien und Deutschland, versucht seit Jahren, die Fischer zum Umdenken zu bewegen. Doch wie heißt es so schön – gegen Windmühlen reden. Die Armut und die Gier zerstört alles.

Durch die vielen Kühlhäuser, die in den letzten Jahren in den Dörfern gebaut wurden, werden auch mehr Fische gefangen als vorher. Sie können jetzt gelagert werden und in größeren Mengen nach Amerika und Europa transportiert werden. Durch den Export ist der Gewinn natürlich immens gestiegen, doch durch die Marktwirtschaft, die Preise für die Einheimischen natürlich auch. Früher wurde nur soviel gefangen wie auch in Küstennähe verbraucht wurde.

FischerSeit einem Jahr hat die Piraterie, von Muisne die Küste hoch bis Kolumbien, stark zugenommen. Meist sollen es Kolumbianer sein, die den Fischern auf dem Meer die Motoren rauben und diese dann in Kolumbien teilweise als Ersatzteile verkaufen. Doch von Fischern in Muisne weiß ich, dass dort auch mindestens zwei Familien von der Piraterie leben. Für die überfallenen Fischer ist der Verlust des Motors schon eine Tragödie, auch sind einige dadurch schon verdurstet und Boote an den Felsen zerschellt. Teile der Wracks werden schon´mal an den Strand gespült. In Súa z.B. sind die Fischer tagelang aus Angst nicht rausgefahren und eine Zeit nur in großen Pulks, auch nur mit Unterstützung der Marine. Ein Marineboot ist deshalb fast zwei Monate lang vor Súa und Atacames Patrouille gefahren. Jetzt soll es sich wieder beruhigt haben.

Was es in Ecuador zum Glück nicht gibt, sind die Dynamitfischer. Auch habe ich erst einmal gehört, dass mit Gift in einem Bach bei Muisne auf Garnelenjagt gegangen wurde. Dadurch sind einigen Farmern Rinder und Pferde gestorben. Allerdings, wie so oft in diesem Land, wird aus Angst nichts gesagt und der Polizei traut auch keiner.

Sind zwar im weitesten Sinne keine Fischer, doch weite Küstenabschnitte sind mit Garnelenfarmen voll gepflastert. Ecuador ist einer der größten Garnelenexporteure der Welt und auf den Garnelenfarmen arbeiten auch eine Menge Fischer. Schaut mal auf Google Earth die Gegend um Cojimies und Pedernales an, um einen Eindruck dieses Wirtschaftszweigs zu bekommen.

Fischer
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