Das Niveau der Schulen, Lehrer und Eltern
Frank Isfort am 3. Juni 2011

Unter dem jetzigen Präsidenten Correa wird seit einiger Zeit versucht, das Niveau der Lehrer zu heben und bessere Unterrichtspläne zu verbreiten. Die Einsicht und der Wille der Regierung ist da, allerdings fürchten einige Lehrer um ihre Privilegien und lehnen Weiterbildungskurse ab.
Es sind Programme entwickelt worden, um einen einheitlichen Standard zu schaffen, das Bildungsniveau zu heben und die Lehrer in den neuen Programmen zu schulen. Nach meinen Kenntnissen aber noch nicht in allen Landesteilen.
Es bestehen große Qualitätsunterschiede der Schulbildung in den Bergregionen und z. B. in der Provinz Esmeraldas. Wie weit das politisch bedingt ist, kann und möchte ich nicht beurteilen. Ein Grund liegt mit Sicherheit darin, dass die Eltern in den Bergen sich wesentlich mehr um die Bildung ihre Kinder bemühen, als in meiner Region Esmeraldas. Bei Elterntreffen in den Schulen von Esmeraldas kommen so gut wie keine Eltern vorbei, was die Lehrer auch nicht gerade motiviert. Von meinen Bekannten in Quito höre ich da ganz andere Zahlen. Auch aus den zwei Schulen in Ambato, wo die von uns betreuten Zambrano-Kinder hingehen, erzählen die Lehrer das gleiche. Die Lehrerin von Jennifer bemüht sich sogar in ihrer Freizeit darum, die Zambrano-Mutter zu mehr Fürsorge zu verpflichten. Doch die hört oft gar nicht hin. Kommt halt aus Aguas Frías. Aus diesem Grund will keiner der Lehrer, die ich in Ambato kenne, an der Küste unterrichten. Sagen sie mir jedenfalls.
Es gibt Bemühungen mehr Schulen in den Randgebieten zu bauen. Da wenige ausgebildete Lehrer dorthin wollen, müssen Studenten die Lehramt studieren, ein Jahr auf dem Land unterrichten. So wird das Problem jedenfalls etwas gelindert. Das ist auch bitter nötig, um das niedrige Niveau anzuheben. Wir haben z. B.. Kinder von 13, 14 Jahren, die in Aguas Frías zur Schule gehen, einen Text abschreiben können, doch nicht fähig sind den auch zu lesen.
Da viele Lehrer der staatlichen Schulen schlecht sind, einige auch nicht in Weiterbildungskurse wollen, schicken diejenigen, die es sich leisten können, ihre Kinder in Privatschulen. Die kosten im Durchschnitt zwischen 30 und 60 Dollar, die besseren Schulen bis 150 Dollar und einige Eliteschulen verlangen über 2000 Dollar im Monat. Doch, wer kann sich das leisten und wer hat von den Armen, gerade auf dem Land, schon das Geld dazu? Die staatlichen Schulen dürfen im Schuljahr nur noch bis 20 Dollar für den Schulunterhalt verlangen. Schon mal ein kleiner Fortschritt für die Armen. Einige Lehrer, die in den staatlichen Schulen arbeiten, verdienen diese Bezeichnung eigentlich nicht. Es sind nur irgendwelche selbst ernannten Lehrer, ohne jegliche Ausbildung, die für das monatliche Minimum von 230 Dollar dort arbeiten. In der Stadt Esmeraldas bekommt ein ausgebildeter Lehrer 350 bis 600 Dollar monatlich. In einigen Privatschulen kann man, je nach Stellung, bis zu %(eng)1 000% Dollar verdienen. Das sind in Ecuador hohe Gehälter, die in der Provinz Esmeraldas eher die Ausnahme sind.
Die Schulen in Esmeraldas werden in zwei Schichten genutzt. Meist von 7 bis 12 Uhr die erste Schicht Kinder und von 13 bis 18 Uhr die zweite Schicht. Die Ausstattung der Klassen ist schlecht und karg, und Unterrichtsmaterial gibt es nur, wenn es vorher bezahlt wurde. Dann sieht es allerdings oft so aus, dass die meisten Kinder nichts dabei haben und nur einige Schüler arbeiten können.
Ein weiteres Problem sind die vielen korrupten Lehrer in Ecuador. Bessere Noten oder die Versetzung können gekauft werden. Ich habe etliche Male gehört, dass an den Unis einige Lehrer sich Mädchen nach Hause bestellen. Wer durch die Prüfungen kommen will, muß nett sein. Da geht kein großer Aufschrei durch’s Land.
