Kleine Dinge um den Unterricht herum
Frank Isfort am 2. Mai 2016

Die zwei Schülerinnen Alexandra und Johanna beim Unterricht, Grisyelis Hasenbild, Erick, Tanzgruppe, neue Schachregeln von Leidy & Brithany …
Adriana Milena ist beim ABC nicht mehr weiter gekommen, fing fürchterlich zu weinen an und wollte zur Mama. Die Schwester Alexandra hat sie dann beruhigen können. Als sie dann eine Aufgabe mit Klebebildchen bekam war alles wieder gut und sie lachte wieder.
Isabel hat mit den größeren Kindern einen Aufsatz über Freundschaft geschrieben. Eine Anmerkung von ihr war, eine Freundschaft ist etwas Wertvolles und man soll die Menschen respektieren. Er soll sein Verhalten mal überdenken! Sie hat eine Woche später kurze Zeichentrickfilme über das Thema mitgebracht und den Kindern gezeigt. Danach hat sie mit ihnen darüber gesprochen. Doch es ist schwer, weil die Kinder von den Erwachsenen ja nichts anderes vorgelebt bekommen. Der Umgang untereinander ist in Aguas Frías leider sehr rau und vulgär. Wie soll da ein Umdenken statt finden?
Sie versucht dagegen zu steuern, spricht oft mit einzelnen Kindern, ist traurig weil viele unserer Kinder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, unglücklich sind und psychische Probleme haben.
Einmal sollten die Kinder ihr Zuhause malen. Da waren etliche Zeichnungen dabei, wo Garnichts ins Haus gemalt wurde. Grisyeli hat es sogar schwarz ausgemalt. Sie meint sie hat kein Zuhause, denn in den letzten zwei Jahren sind sie dauernd umgezogen und sonst musste sie auch oft woanders schlafen. Deshalb ist sie so glücklich wenn sie im Frauenhaus schlafen darf. Das ist dann ihr Reich, was sie abschließen und tun kann, was sie will. Mal etwas Privatsphäre.
Da wir eine Mischung aus Lernen und Spielen anbieten ist oft eine gelockerte und fröhliche Stimmung, was den Kindern gut tut und sie deshalb sehr gerne zu uns kommen. Einige Kinder kommen schon ein, zwei Stunden vorher in die Sonnenschule und wollen auch „gar nicht mehr“ nach Hause.
Alexandra und Johanna bringen manchmal ihren gerade mal ein Jahr alten Bruder mit, der auch beschäftigt werden will. Die Beiden kommen aber gut klar den Kleinen zu bändigen und Unterricht zu geben. Wenn ich dem Kleinen allerdings zu nahe komme, fängt er an zu schreien. „Und wenn du nicht brav bist, kommt der weiße Mann und frisst dich!“
Alexandra hat ein Händchen den Kindern die Angst zu nehmen und wieder zu beruhigen, was die Lehrerin Angela überhaupt nicht hat. Sie hat die typische ecuadorianische Einstellung, dass die Kinder nur mit Furcht Respekt zeigen, was uns schon oft aneinander gebracht hat. Alexandra schafft es auch spielend den Kindern die Hemmung vom Singen zu nehmen, so dass alle mitmachen oder alleine vor den anderen Kindern etwas vorsingen. Ich bin total froh, dass die Zwei wieder mehr Zeit für Unterricht in der Sonnenschule haben. Die bringen Leben und Spaß in den Unterricht, ohne das er dadurch schlechter wird.
Johanna übt manchmal mit den Kindern Tänze ein, die sie alle aus dem Fernsehen von den Stars her kennen und ganz toll finden. Ich finde es toll zu beobachten, mit welchem Eifer die Kinder dabei sind und versuchen, sich wie ihre Stars zu Bewegen. Wenn Johanna und Alexandra mal richtig loslegen bin ich begeistert, wie toll sich die Zwei bewegen und tanzen können. Das überfordert natürlich die Mädchen die dann ganz aus dem Takt kommen. Aus dem Takt sind sie auch bei einem Nachbeben gekommen und voller Angst erst einmal zum Zaun gelaufen. Danach sind sie auch alle direkt nach Hause.
Leidy und Brithany haben die Zwei das Schachspiel nach ihren Regeln neu erfunden. Ich finde es immer wieder köstlich ihren Gesprächen zu lauschen. Brithany hat mal gesagt „Ich habe jetzt schon 3 Königinnen“. Wo sie die aufgetrieben hat bleibt allerdings ihr Geheimnis. Auch die Züge ihrer Figuren bleibt mir undurchschaubar, scheinen aber immer dieselben pro Figur zu sein. Ich bin ja ein Spiel- und Schachbanause und da unser „Schachass“ Paul keine Zeit mehr hat, gibt es momentan außer Bethsy und Ariel keinen, der die Regeln kennt. Da wird halt ein wenig getrickst, geschummelt und erfunden.
Erick war fast die ganzen Ferien über in Esmeraldas und durfte bei einem Lehrer wohnen. Als er wieder nach Aguas Frías kam, hatte er ein Bett im Gepäck. Hat er mit dem Lehrer zusammen in einer Schreinerei gemacht. Seine große Befürchtung war, dass ich ihn von der Liste gestrichen habe, weil er so lange nicht gekommen ist. Die Sorge habe ich ihm genommen.
Grisyeli ist sonntags mal gekommen und hat die nicht mehr funktionierenden Filzschreiber aussortiert. Dabei ist noch ein schönes Hasenbild entstanden.