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Blog aus Ecuador

Gewalt und sexueller Mißbrauch

Frank Isfort am 16. November 2022

AnahiAnahiAnahiAnahi

In dieser Rundmail schreibe ich sehr viel über Anahi, ihrer Mutter und den Geschwistern. Das bringt die momentane Situation mit sich,
außerden steht es für viele ähnliche Fälle.

Anahi kam vor einigen Woche mit ihren Geschwistern und Mutter zur Sonnenschule und bat um Hilfe. Sie ist 12 Jahre alt und kommt schon mehrere Jahre zu unserer Hilfe in die Sonnenschule. Das der Stiefvater die Mutter und Kinder dauernd verprügelte wußte ich. Zum Glück hat sich Anahi endlich der Mutter anvertraut und gesagt, dass der Stiefvater sie schon länger sexuell missbraucht. Wie es in so Fällen üblich ist hat er sie mit Gewaltandrohung gezwungen, nichts zu erzählen.

Jetzt ist mir auch klar geworden, warum sie mich die letzten Tage mehrmals gefragt hat, ob sie bei mir in der Sonnenschule wohnen darf.

Zum Glück konnte Isabel schnell vorbei kommen, denn ich wollte nicht alleine entscheiden wie es weiter geht. Um die Opfer aus der Reichweite des Psychopaten zu bringen und erst einmal in Sicherheit, haben wir sie in meine Hütte bei unserer Mitarbeiterin Mariuxi auf der Hacienda Los Bufalos, wo ihre Eltern arbeiten, in Sicherheit gebracht. Mariuxi die in der Sonnenschule Unterricht gab hat vorher mit ihren Eltern alles geregelt und so durften sie erst einmal auf der Hacienda bleiben. Wir haben die Kinder in den Kofferraum verfrachtet, die Mutter auf dem Rücksitz unter Decken versteckt und sie dort hin gebracht, damit der gewalttätige Stiefvater nicht weiß wo alle stecken.

Dort hat Anahi Familienanschluß und mit Mariuxis Schwestern, die sich schon von Aguas Frias her kennen, Spielkameradinnen. Da sie auch aus Aguas Frías kommen kannten sich alle und waren von Anfang an unzertrennlich. So war der Schock der Flucht für die Kleinen schnell überwunden.

AnahiAnahiAnahi Wir haben der Mutter geholfen Anzeige zu erstatten und das alleinige Sorgerecht zu bekommen. Auf dem Weg dahin hat Anahi meine Hand nicht mehr losgelassen und hatte fürchterliche Angst. Danach war sie, wie die Mutter auch, nicht mehr so angespannt und sichtlich erleichtert. Mit der Eigentümerin der Finca und Polizeibegleitung haben wir ihre Sachen aus der Hütte zu holen. Das alles hat doch tatsächlich drei Tage in Anspruch genommen.

In einem langen Gespräch habe ich Anahi den Gedanken genommen das sie Schuld an allem hat. Sie ist das Opfer und darf sich keine Vorwürfe machen. Da sie totales Vertrauen zu mir hat konnte ich sie schnell wieder Aufbauen und sie lächelte wieder. Allerdings hat sie panische Angst eine Therapie zu machen.

Allerdings hat der Eigentümer der herruntergekommenden Hacienda nach 1,5 Wochen gesagt, das die Mutter mit ihren 3 Kindern entfernt werden muß. Ist schon traurig mit der herzlosen Gesellschaft hier. So habe ich Anahi mit Geschwistern und Mutter 2 Wochen eher als geplant in die Sonnenschule aufgenommen. Da das frühere Frauenhaus, was jetzt das Junge-Mütter-Haus ist, nicht sicher genug ist, habe ich sie in der oberen Etage der Sonnenschule untergebracht. Die Fenster habe ich mit Gittern und die Türen mit Riegeln gesichert falls der Psychopath sich für die Anzeige rächen will. Jetzt kann die Frau mit ihren Kindern in Ruhe schlafen, ohne Angst vor dem Tyrann haben zu müssen. Bei den Typen weiß man nie wie sie reagieren.

AnahiAnahi

Meine „Tochter“ Anahi war meist sowieso jeden Nachmittag mit ihrer besten Freundin Jamileth bei mir in der Sonnenschule. Mittlerweile haben sich Anahi, ihre Geschwister und die Mutter gut in der Sonnenschule eingelebt. Ich begleite Anahi und ihre Geschwister zur Schule und hole sie auch wieder ab, weil die Mutter Angst vor Gewalttaten oder Entführung ihrer Kinder hat. Die Mutter traut sich alleine auch nicht aus dem Haus und ich begleite sie wenn sie nach Atacames zum Einkaufen will.

Anahi habe ich immer schon sehr gerne gehabt und mittlerweile ist sie wie eine Tochter für mich. Das Zusammenleben mit den vier „Aufgenommenen“ ist harmonisch und hat etwas von Familienleben. Zuerst war ich skeptisch, doch mittlerweile würde mir etwas fehlen wenn sie nicht da sind. Für mich und der Sonnenschule hat es Vorteile, weil jetzt immer jemand da ist, auf alles aufpasst und meine Unruhe wegfällt, wenn ich mal länger nicht da bin. Ich habe Hilfe beim Aufräumen und Putzen, außerdem hilft Anahis Mutter bei der Kinderhilfe mit.

Anahi
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