Belinda hat Mist gebaut
Frank Isfort am 7. März 2019







Wie so viele andere 13jahrige macht auch sie ab und zu Dinge ohne groß nachzudenken.
Belinda ist der Haussklave der Familie Cruel Erazo, muss oft auf ihre Geschwister aufpassen und darf dann nicht zur Schule gehen. Sie hat große Rechtschreibprobleme was sie aber nicht stört. Sie wäscht die meiste Wäsche der Familie im Bach mit der Hand oder in der Sonnenschule im Wasch- und Hygienebereich. Einmal in der Woche bekommt sie von mir den Kleiderhaufen zum waschen. Sie würde mir die Wäsche auch so waschen, doch da ich weiß, dass die Familie immer pleite ist, gebe ich ihr dafür 5 Dollar. Die Wäscherei müsste ich ja auch zahlen und zum selber waschen fehlt mir immer mehr die Lust.
Wie so viele andere 13jahrige macht auch sie ab und zu Dinge ohne groß nachzudenken. Als sie mit ihrer Schwester Genesis eine Zeitlang im Frauenhaus geschlafen hat, hat sie mit dem „Kinderrechner“ Nacktfotos von sich gemacht und natürlich nicht daran gedacht die Fotos von der Festplatte zu löschen. Das Arschloch Edison hat sie entdeckt, kopiert und mit WhatsApp in Aguas Frías an die Jungs verteilt. Das ist natürlich eine peinliche Sache und das rohe, ungebildete Volk hier im Tal fing dann an sie noch mehr zu belästigen.
Natürlich wussten alle Bescheid, nur ich nicht. Isabel hat es mir erzählt als sie es gehört hat. Zuerst wollte ich die Bilder suchen und löschen, doch dann habe ich den Rechner lieber Isabel zum Bilderlöschen gegeben. War mir doch zu heikel, kann ja auch einen schlechten Ruf für die Sonnenschule werden. Isabels Sohn José Luis sollte dann ein neues Betriebssystem aufspielen.
Zum Glück fingen gerade die Ferien an und wir haben beschlossen, in der Zeit auch zu schließen. Ich habe Belinda dann für zwei Wochen mit nach Mindo genommen, um sie für einige Zeit aus der Schusslinie zu bringen. Danach war sie kurz bei Isabel und anschließend bei einer Tante in Esmeraldas. Zum Glück ist die Kleine recht problemlos und hat nicht groß gestört, doch eingeschränkt in meine Aktivitäten war ich schon. So habe ich nicht viel für die nächsten Rundmails schreiben können.
Für Belinda war es mit mir altem Sack wahrscheinlich oft langweilig, obwohl sie sich nie beschwert hat. Da auch in Mindo Ferien waren und einige meiner Freunde, die Kinder haben, weg waren, hat sie viel Zeit mit meinem Smartphone und Tablett verbracht. In YouTube Tanz- und ihre Lieblingsmusikvideos geschaut und mit halb Aguas Frías über WhatsApp kommuniziert. Unsere Helferin Maite hat dafür gesorgt das immer neue Nachrichten kamen und telefoniert hat sie auch stundenlang.
Dann hat sie allen möglichen Leuten aus meiner Anrufliste, wo sie meinte die Namen zu kennen, WhatsApp-Nachrichten geschrieben was natürlich nicht so war und als Antwort kam dann meist – Frank wer ist Belinda?
Eine Bekannte hat Belinda einige male mit zu einer Ferienfreizeit in Mindo mitgenommen und ich war mit ihr im Schwimmbad, Tarabitarutsche, Bootfahren und im Schmetterlingshaus. So ganz ohne Begleitung war sie nicht, es hat ihr auch gut gefallen, doch zwei Wochen ohne Freunde für eine 13jährige ist doch hart.