Allein mit den Kindern
Ramona Katzwinkel am 27. Mai 2014



Jetzt bin ich wochentags schon drei Wochen allein mit den Kindern, werde immer sicherer im Unterricht und es läuft recht gut. Die anfängliche Nervosität war unbegründet.
Seit es ausgedruckte Arbeitsblätter gibt und ich jeden Tag aufschreibe, wer was gemacht hat, sind einige Kinder voller Eifer dabei. Sie wollen alle „una hoja de trabajo“, ein Arbeitsblatt. Dabei gehe ich dem Alter entsprechend vor. Heute habe ich mit Arbeitsblättern ausgesetzt. Das können wir nicht jeden Tag machen, zu viel Papier und Tinte. Das Altpapier sammeln wir, um später vielleicht etwas aus Pappmaschee zu basteln.
Andere, vor allem die Jüngeren, sind einfach da, malen oder spielen. Ein paar ältere Jungs haben sich diese Woche mit den Schachregeln beschäftigt. Leider fehlen uns einige Figuren und das Brett ist auch nicht schön und deshalb konnten nur „Trockenübungen“ gemacht werden. Ich war in den drei „papelerías“ (Schreibwarengeschäft) in Atacames, aber es gab kein Schachspiel. Vielleicht nächste Woche wieder!
Außerdem haben die Älteren endlich die Namen der 24 ecuadorianischen Provinzen gelernt. Das hat mit der Unterstützung der Lehrerin Ángela wunderbar geklappt. Es ist gut für die Kinder, wenn wir uns abstimmen, was wir machen. So kann ich nachmittags immer mal nachhacken, ob das was sie bei Ángela gelernt haben, auch verstanden wurde. Auch den Umgang mit einem Wörterbuch üben wir in letzter Zeit öfter mal. So etwas kann man später ja immer gebrauchen. Englischvokabeln, die auch in der Schule gebraucht werden, wiederholen wir oder lernen mit der Uhr umzugehen. Die Kleinen versorge ich mit Zahlen schreiben, dann kommt ZR 10 usw. Ich versuche, so individuell wie möglich zu sein.
Aber es wird auch nach der „Arbeit“ noch gespielt, gehüpft und getobt.

Es gibt ein ecuadorianisches Phänomen was mir unerklärlich scheint. Egal ob jung oder alt, es kann nicht im Kopf gerechnet werden. Ich erlebe das bei den Kindern wie auch bei Erwachsenen.
Kleine Anekdote: Ich habe noch einen kleinen Job in Atacames, wo ich Putzmittel verkaufe. Da musste vor ein paar Tagen eine Frau USD 9.50 bezahlen. Sie gibt mir einen 20-Dollar-Schein und ich ihr 10.50 Dollar zurück. Das ging ihr zu schnell und sie zweifelte meinen Wechsel an. Sie holte ihren ca. 16-jährigen Sohn herbei, der erst einmal schriftlich nachrechnen musste, um schließlich zu sagen, „alles okay“. Sowas in ähnlicher Form erlebe ich oft und weiß nicht woran es liegt, dass wir Kopfrechnen können und die Menschen hier nicht. In der Schule wird dies nicht gelernt, auch keine Zahlendarstellung z. B. in Hunderter, Zehner und Einer usw. Vielleicht hängt es damit zusammen.